Into the Water Traue keinem. Auch nicht dir selbst. by Hawkins Paula

Autor:Hawkins, Paula [Hawkins, Paula]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: d-Blanvalet
veröffentlicht: 2017-04-11T06:37:18+00:00

Donnerstag, 20. August

Lena

Am Anfang war es nur Spaß – die Sache mit Mr. Henderson. Eine Wette. Wir hatten das schon mal gemacht, mit Mr. Friar, dem Biologielehrer, und dann mit Mr. Mackintosh, dem Schwimmtrainer. Du musstest sie so weit kriegen, dass sie rot wurden. Wir wechselten uns ab. Eine von uns machte den Anfang, und wenn sie es nicht schaffte, kam die andere dran. Du konntest alles probieren, jederzeit, die einzige Regel war, dass die andere dabei sein musste, weil es sich ansonsten ja nicht überprüfen ließ. Außer uns beiden hat nie jemand mitgemacht, es war immer allein unser Ding, meins und Katies – ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wer auf die Idee gekommen ist.

Bei Friar hab ich den Anfang gemacht, und ich brauchte ungefähr eine halbe Minute. Ich ging zu seinem Pult und lächelte ihn an und kaute verlegen auf meiner Lippe, während er mir irgendwas in Sachen Homöostase erklärte, und dann beugte ich mich vor, sodass meine Bluse ein Stück aufging – und bingo. Bei Mackintosh war es nicht ganz so leicht. Immerhin sah er uns ständig in unseren Badeanzügen und flippte wegen ein bisschen Haut nicht sofort aus. Trotzdem schaffte Katie es: indem sie mit ihm über seine geliebten Kung-Fu-Filme plauderte und dabei auf lieb und schüchtern und ein wenig verlegen machte.

Mr. Henderson hingegen war ein Fall für sich. Katie war als Erste dran, weil sie die Runde mit Mr. Mac gewonnen hatte. Sie wartete bis nach dem Unterricht, und während ich extra langsam meine Bücher einpackte, ging sie vor ans Pult und setzte sich auf die Kante. Sie lächelte ihn an, beugte sich vor und begann zu reden, doch er schob sofort den Stuhl zurück, sprang auf und machte einen Schritt rückwärts. Sie redete noch ein bisschen weiter, allerdings halbherzig, und als wir aus dem Klassenzimmer gingen, sah er uns nach, als wäre er stinksauer. Als ich es bei ihm probierte, gähnte er nur. Ich gab mein Bestes, stellte mich ganz dicht neben ihn, lächelte und hatte die Finger in meinen Haaren und am Hals, ich kaute auf meiner Unterlippe, aber er gähnte, und zwar ganz offen. Als würde ich ihn langweilen.

Mir wollte nicht mehr aus dem Kopf gehen, wie er mich angesehen hatte, so als wäre ich ein Nichts, als wäre ich absolut uninteressant. Ich wollte nicht mehr weitermachen. Jedenfalls nicht bei ihm, das machte keinen Spaß. Er benahm sich wie der totale Arsch. »Findest du wirklich?«, meinte Katie, und ich sagte Ja. Na gut, meinte sie, und damit war Schluss.

Erst viel später, Monate später, fand ich heraus, dass sie die Regeln gebrochen hatte. Ich war absolut ahnungslos, als Josh am Valentinstag mit einer echt witzigen Geschichte zu mir kam, und so schickte ich ihr eine Nachricht mit einem kleinen Herzchen: Hab von deiner neuen Flamme gehört, schrieb ich. KW & MH 4eva. Etwa fünf Sekunden später kam eine Nachricht zurück. LÖSCH DAS! OHNE WITZ! LÖSCH DAS! Ich schrieb zurück: WTF?, und sie schrieb wieder: DU LÖSCHST DAS, ODER ICH SCHWÖRE DIR, ICH WERDE NIE WIEDER MIT DIR REDEN.

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